Barmer GEK Report Krankenhaus 2010
Depression - relevanteste Erkrankung in der stationären Krankenhausbehandlung
Psychische Erkrankungen verursachen immer mehr Behandlungstage im Krankenhaus. Zwar ist nach wie vor der häufigste Anlass für eine stationäre Behandlung eine Erkrankung des Kreislaufsystems, vor den Krankheiten des Verdauungssystems und den Neubildungen, während die psychischen Erkrankungen an sechster Stelle kommen.
Aufgrund der im Vergleich zu den organmedizinischen Erkrankungen längeren Behandlungsdauer bei psychischen Erkrankungen von 20 Tagen bei Männern und 26 Tagen bei Frauen waren die psychischen Erkrankungen jedoch im Jahr 2009 diejenigen mit den meisten Behandlungstagen im stationären Leistungsgeschehen. So entfallen bei den Männern 331 und bei Frauen 342 Krankenhaustage je 1.000 Versichertenjahre auf psychische Erkrankungen im Vergleich zu 228 bzw. 221 Krankenhaustage je 1.000 Versichertenjahre bei Krankheiten des Kreislaufsystems. Das sind die Ergebnisse des neuen "Krankenhausreports 2010" der Barmer GEK, die am 27. Juli 2010 veröffentlicht wurden.
Auf der Ebene der spezifischen Diagnosen (3-stellige ICD10-Diagnosen) sind die Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10) gleich nach den Geburten der häufigste Behandlungsanlass, bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 8,5 Tagen. Betrachtet man die Krankenhaustage insgesamt, so stellen die psychischen Erkrankungen vier der fünf relevantesten Erkrankungen in der Krankenhausversorgung in Deutschland. Allein die Depression hat einen Anteil von 5,7 Prozent an allen Krankenhaustagen. Die Schizophrenie hat einen Anteil von 2,85 Prozent und auf die Alkoholerkrankungen entfallen 1,89 Prozent. Die durchschnittliche Verweildauer bei rezidivierenden depressiven Störungen liegt bei 38,5 Tagen, bei der Schizophrenie bei 36,2 Tagen.
Die zunehmende Bedeutung der psychischen Erkrankungen in der Krankenhausversorgung lässt sich dabei insbesondere auf die entsprechende Steigerung der Krankenhausfälle zurückführen. Während nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2000 insgesamt 916.968 Fälle wegen psychischer Erkrankungen im Krankhaus behandelt wurden, waren es im Jahr 2008 bereits 1.127.971 Fälle. Dies entspricht einer Zunahme von 23 Prozent. Psychische Erkrankungen werden stationär überwiegend in Abteilungen und Krankenhäusern für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt. Auch für diese Abteilungen ist ein Anstieg von 612693 im Jahr 2000 auf 746260 Fälle im Jahr 2008 dokumentiert (Zunahme um 22 Prozent). Die durchschnittliche Verweildauer sank dagegen in diesem Zeitraum um 15 Prozent von 27,8 Tage auf 23,5 Tage pro Fall.
Anteil an stationären Leistungstagen für die zehn relevantesten 3-stelligen ICD10-Diagnosen (2009)
ICD10
Diagnosen-Rangfolge nach Krankenhaustagen 2009
Tage je 1.000 Versichertenjahre
Tage je Fall
Anteil an allen Krankenhaustagen
F33
Rezidivierende depressive Störung
51,1
38,5
2,89%
F20
Schizophrenie
50,4
36,2
2,85%
F32
Depressive Störung
49,6
33,2
2,81%
Z38
Lebendgeborene nach Geburtsort
33,5
4,7
1,90%
F10
Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol
33,4
8,5
1,89%
I50
Herzinsuffizienz
32,6
12,2
1,84%
I63
Hirninfarkt
26,6
13,5
1,50%
S72
Fraktur des Femurs
25,3
17,1
1,43%
M17
Arthrose des Kniegelenks
24,3
11,9
1,37%
M16
Arthrose des Hüftgelenks
24,3
13,9
1,37%
Daten: Barmer GEK Report Krankenhaus 2010
Veröffentlicht am 30. Juli 2010