Hilfe darf nicht durch Kontrolle ersetzt werden
BPtK zur Verschärfung des Psychisch-Kranke-Hilfe-Gesetzes in Hessen
Die vom Hessischen Landtag am 12. Dezember 2025 beschlossene Verschärfung des Psychisch-Kranke-Hilfe-Gesetzes wird politisch mit dem Ziel der öffentlichen Sicherheit und Gewaltprävention begründet. Tatsächlich droht sie jedoch, einen gefährlichen Paradigmenwechsel einzuleiten. Weg von Schutz, Unterstützung und Vertrauen und hin zu Kontrolle, Überwachung und Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Denn eine pauschale Meldung bei den Ordnungsbehörden wird Gewalttaten nicht verhindern.
»Sicherheit entsteht durch Hilfe. Nicht durch Überwachung. Pauschale Meldepflichten verhindern keine Gewalt, sondern verschärfen Ausgrenzung, wirken stigmatisierend und erschweren Wege in Hilfsstrukturen. Behandlung ist die wirksamste Prävention, um Gewalt zu verhindern“, kritisiert Dr. Andrea Benecke. „Dieser Beschluss ist ein gefährlicher Paradigmenwechsel und steht im starken Widerspruch zu den auf wissenschaftlicher Evidenz beruhenden Empfehlungen von Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen und weiteren Fachleuten.“
Die wissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit psychischen Erkrankungen ist nicht gewalttätig. Für die äußerst kleine Gruppe psychisch erkrankter Menschen, bei denen ein fremdgefährdendes Verhalten auftreten kann, liegt die effektivste Gewaltprävention in einer frühzeitigen, passgenauen psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung. Eine pauschale Verknüpfung psychischer Erkrankungen mit Gefährlichkeit ist fachlich und ethisch nicht haltbar und trägt zur Diskriminierung Betroffener bei.
Wer Gewalt wirksam verhindern will, muss Behandlung ermöglichen, Prävention stärken und soziale Unterstützung ausbauen. Sicherheit entsteht durch Hilfe und nicht durch Misstrauen.
Die Psychotherapeutenkammer Hessen hatte sich klar und eindeutig gegen die Novelle im Rahmen der öffentlichen Anhörung im Landtag sowie mit einer Stellungnahme ausgesprochen. Lesen Sie mehr dazu hier: Stigma und Diskriminierung anstatt mehr Sicherheit - Psychotherapeutenkammer Hessen
Auch der 47. Deutsche Psychotherapeutentag hat eine Resolution verabschiedet, die sich gegen jede Form von Registern für Menschen mit psychischen Erkrankungen ausspricht.
Die BPtK unterstützt außerdem das Positionspapier der DGPPN „Prävention von Gewalttaten“, welches einen wichtigen Beitrag leistet, um Ängste und Vorurteile in der öffentlichen Debatte zu versachlichen und den Fokus auf die Versorgung und Prävention zu lenken.
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Veröffentlicht am 19. Dezember 2025