Immer mehr Antipsychotika für Kinder und Jugendliche
BPtK fordert Vorgaben durch den G-BA
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, denen Antipsychotika verschrieben wurde, ist zwischen 2005 und 2012 um 42 Prozent gestiegen. Diese dramatische Entwicklung belegt der BARMER GEK Arzneimittelreport 2013. Aber nur sechs Prozent von ihnen leiden tatsächlich unter einer Krankheit wie z. B. Schizophrenie, für deren Behandlung Antipsychotika zugelassen sind. Fast die Hälfte der Verordnungen erhalten Kinder und Jugendliche mit hyperkinetischen Störungen (überstarkem Bewegungsdrang) und Störungen des Sozialverhaltens (z. B. aggressivem Verhalten). „Wir fordern, die Verschreibung von Antipsychotika bei Kindern und Jugendlichen auf Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu beschränken“, fordert Peter Lehndorfer, Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Antipsychotika, auch Neuroleptika genannt, sind Arzneimittel, die zur Behandlung von Wahnvorstellungen, Halluzinationen und starken Erregungszuständen eingesetzt werden.
„Die BPtK kritisiert seit Langem, dass Psychopharmaka eingesetzt werden, obwohl es dafür keine ausreichende Indikation gibt. Häufig werden auch Psychopharmaka statt Psychotherapie eingesetzt, weil es nicht genügend niedergelassene Psychotherapeuten gibt“, erklärt BPtK-Vorstand Lehndorfer. „Es ist inakzeptabel, wenn Kinder und Jugendliche aus diesen Gründen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden.“ Antipsychotika haben gravierende Nebenwirkungen wie z. B. erhebliche Gewichtszunahme, Bewegungsstörungen, hormonelle Störungen und Herzrhythmusstörungen.
„Der Gemeinsame Bundesausschuss sollte die Verordnung von Antipsychotika bei Kindern und Jugendlichen ebenso einschränken, wie er es bei der Verordnung von Methylphenidat bereits getan hat“, stellt Lehndorfer fest.
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Veröffentlicht am 20. Juni 2013