Krankenstand auf historischem Tiefstand - Psychische Erkrankungen nehmen dagegen zu
Psychische Störungen im Blickpunkt des BKK Gesundheitsreports 2005
Zum Jahresanfang 2006 liegen zwei Gesundheitsberichte vor, die zeigen, dass die krankheitsbedingten Fehltage auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen sind. Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen, der die Befunde von rund sieben Millionen Versicherten auswertete, berichtet, dass im Zeitraum von Januar bis November 2005 abhängig Beschäftigte durchschnittlich 11,5 Tage krankheitsbedingt fehlten. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 11,9 Tage, 2003 sogar 13,5 Tage gewesen. Der BKK-Bundesverband rechnet damit, dass damit auch für das gesamte Jahr 2005 der Rekordtiefstand mit nur 13 Krankentagen aus dem Jahr 2004 unterboten wird. Die Zahl der Beschäftigten, die über das gesamte Jahr überhaupt nicht krankgeschrieben waren, lag bei 43 Prozent. Kurzerkrankungen von bis zu drei Tagen Dauer machten 36 Prozent der Krankschreibungen in 2005 aus, Erkrankungen mit einer Dauer von über sechs Wochen 41 Prozent.
Einzige Ausnahme sind die psychischen Störungen. Entgegen dem Trend nehmen psychische Erkrankungen sogar zu. Seit Anfang der neunziger Jahre ist nach der BKK-Studie eine Steigerung um 28 Prozent zu verzeichnen. Nach Muskel- und Skeletterkrankungen, Atemwegsleiden und Verletzungen liegen sie derzeit an vierter Stelle der Gründe für Arbeitsunfähigkeit. Psychische Störungen dauern mit durchschnittlich 29 Tagen besonders lange. Am häufigsten sind Angststörungen, Reaktionen auf schwere Belastungen, somatoforme Störungen, Depressionen und Suchterkrankungen. Darüber hinaus werden circa ein Drittel der jährlichen Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit durch psychische Erkrankungen verursacht. Auch hier zeigt sich gegen den Trend bei anderen Erkrankungen eine weitere Zunahme der Rentenzahlen.
Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) macht auf den im Jahr 2005 weiter gesunkenen Krankenstand aufmerksam. Nach einer Analyse der Pflichtmitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung waren 2005 nur noch 3,3 Prozent der Beschäftigten krankgeschrieben - ebenfalls ein historischer Tiefstand. Das BMG sieht in dieser Entwicklung eine deutliche Entlastung für die Arbeitgeber durch sinkende Lohnnebenkosten. 2004 dürften sich die Kosten der Lohnfortzahlung um etwa eine Mrd. Euro vermindert haben. Auch seien die Aufwendungen der Krankenkassen für Krankengeld entsprechend rückläufig. In den ersten drei Quartalen 2005 sind sie um 7,4 Prozent bzw. 358 Mio. Euro gesunken.
Die Berichte zur Entwicklung des Krankenstandes in Deutschland können von den Internetseiten des Bundesministeriums für Gesundheit bzw. des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen heruntergeladen werden. Der BKK Report bietet darüber hinaus in verschiedenen Kapiteln differenzierte Analysen zur Bedeutung psychischer Krankheiten.
Links:
Berichte zur Entwicklung des Krankenstandes in Deutschland:
Veröffentlicht am 03. Januar 2006