Mehr Psychopharmaka auf dem Land
Mangel an Psychotherapeuten führt zu einseitiger Behandlung
Pflegeheimbewohner in ländlichen Regionen werden häufiger mit Psychopharmaka behandelt als in der Stadt. Im Durchschnitt werden 30 bis 50 Prozent der Heimbewohner mit Antidepressiva und Antipsychotika behandelt. Auf dem Land ist die Verschreibungshäufigkeit noch höher. Dies geht aus dem Bericht des Berliner IGES-Instituts zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz hervor.
Dass Psychopharmaka auf dem Land häufiger verschrieben werden, führen die Autoren des Berichts darauf zurück, dass es dort zu wenige psychotherapeutische und fachärztliche Praxen gebe. Der Mangel an psychotherapeutischen Behandlungsplätzen habe zur Folge, dass häufiger Arzneimittel verschrieben würden. Fehlende Fachärzte würden außerdem durch Hausärzte ersetzt, die ein anderes Verschreibungsverhalten für Medikamente hätten.
Psychopharmaka haben bei älteren Menschen gefährliche Nebenwirkungen. Neuroleptika erhöhen zum Beispiel das Sturz-, Schlaganfall- und Sterberisiko. „Es darf nicht sein, dass psychisch kranke Menschen auf dem Land keine Psychotherapie bekommen können und deshalb mit Medikamenten behandelt werden müssen. Auch ältere Menschen auf dem Land haben Anspruch auf eine leitliniengerechte psychotherapeutische Behandlung“, fordert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer.
Das IGES wurde von der Bundesregierung beauftragt, die Auswirkungen des GKV-Versorgungsstrukturgesetzes zu evaluieren und die Ergebnisse in einem Bericht zu veröffentlichen. Mit dem Versorgungsstrukturgesetz können seit 2013 auf Landesebene Preiszuschläge für besonders förderwürdige Leistungen vereinbart werden, um die Gesundheitsversorgung in unterversorgten Gebieten zu verbessern. Damit sollen Versorgungslücken in der ambulanten Versorgung, vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regionen geschlossen und die Inanspruchnahme aufwendigerer Versorgungen im stationären Bereich vermieden werden.
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- IGES-Bericht
Veröffentlicht am 19. August 2014