Migranten schlechter ärztlich und psychotherapeutisch versorgt
Bundesbeauftragte fordert Finanzierung von Dolmetscherleistungen
Sprachliche und kulturelle Hürden führen in Deutschland dazu, dass Migranten schlechter ärztlich und psychotherapeutisch versorgt sind, stellt die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özo?uz, im aktuellen Ausländerbericht fest. Rund jeder fünfte Migrant spricht nicht ausreichend Deutsch, um einem Arzt oder Psychotherapeuten seine Beschwerden verständlich mitzuteilen. Auf der Angebotsseite fehlten in der Aus- und Weiterbildung interkulturelle Kenntnisse und kultursensible Angebote.
Nach dem 10. Ausländerbericht sind dauerhaft rund 20 Prozent der zugewanderten Bevölkerung auf eine Sprachmittlung angewiesen. Bisher werden Dolmetscher von den gesetzlichen Krankenkassen jedoch nicht bezahlt. Die Bundesbeauftragte fordert deshalb, entweder Sprachmittlung als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zu bezahlen oder Gemeindedolmetscher bereitzustellen.
„Wir unterstützen Vorhaben, die gesetzlichen Krankenkassen dazu zu verpflichten, ausreichende gesundheitliche Leistungen auch für ihre Mitglieder mit Migrationshintergrund zu finanzieren“, erklärt Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. „Darüber hinaus sollten jedoch auch muttersprachliche Psychotherapeuten in Stadtvierteln zugelassen werden, in denen besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. In der Psychotherapie ist häufig der direkte Dialog in der Muttersprache des Patienten notwendig. Diese Zulassungen sollten als Sonderbedarf möglich gemacht werden“.
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Veröffentlicht am 04. November 2014