Neue COPSY-Erhebung
Psychische Gesundheit junger Menschen bleibt belastet
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist weiterhin stark belastet und schlechter als vor der Corona-Pandemie. Das zeigt die aktuelle, achte Erhebungswelle der COPSY-Studie (Child Outcomes in PSYchology) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
»Die Studie zeigt eine Stagnation auf hohem Niveau psychischer Erkrankungen. Es wird deutlich, wie eng Zukunftssorgen und psychische Belastungen bei jungen Menschen miteinander verknüpft sind. Auch die Nutzung sozialer Medien spielt eine sehr wichtige Rolle. Gleichzeitig sehen wir, dass Bewältigungsstrategien und stabile soziale Beziehungen wirksam schützen. Diese Ressourcen müssen systematisch gestärkt werden“, sagt Cornelia Metge, BPtK-Vorstandsmitglied und niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.
Seit sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität Heranwachsender nach dem Ende der Corona-Pandemie in den Jahren 2022 und 2023 leicht verbessert hatte, stagniert sie seither. Aktuell berichten 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einer eingeschränkten Lebensqualität; damit liegt der Anteil noch rund sieben Prozentpunkte über dem präpandemischen Niveau. Auch Einsamkeit ist mit 18 Prozent weiterhin häufiger als vor der Pandemie.
Besonders stark betroffen sind Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Lebenslagen. Über alle Befragungswellen hinweg zeigt sich, dass Armut und belastete familiäre Bedingungen zentrale Risikofaktoren für psychische Belastungen darstellen. Auffällig ist zudem ein deutlicher Geschlechterunterschied: Mädchen und junge Frauen ab 14 Jahren berichten signifikant häufiger über psychische Belastungen als gleichaltrige Jungen. Insbesondere depressive und Angstsymptome haben in dieser Gruppe zuletzt deutlich zugenommen.
Neben den Nachwirkungen der Pandemie belasten aktuelle gesellschaftliche Krisen die psychische Gesundheit junger Menschen erheblich. Die COPSY-Daten bestätigen internationale Befunde, wonach zukunftsbezogene Sorgen – im Zusammenhang mit Klimawandel, wirtschaftlicher Unsicherheit oder geopolitischen Krisen – eng mit psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen verknüpft sind. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Nutzung sozialer Medien: 39 Prozent der jungen Menschen geben an, dort häufig mit belastenden Inhalten konfrontiert zu sein.
Gleichzeitig verdeutlicht die COPSY-Studie, dass viele Kinder und Jugendliche über wirksame Bewältigungsstrategien verfügen. Aktive Coping-Strategien wurden am häufigsten genutzt und als besonders effektiv eingeschätzt. Auch starke persönliche, familiäre und soziale Ressourcen wirken als zentrale Schutzfaktoren und können psychische Belastungen abfedern.
Die Ergebnisse zeigen erneut, dass verlässliche Strukturen zur Stärkung der psychischen Gesundheit junger Menschen erforderlich sind, insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie für Mädchen und junge Frauen. Präventive Angebote für Risikogruppen, frühzeitige Unterstützung, die Stärkung der Medienkompetenz und der gezielte Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung junger Menschen müssen jetzt entschlossen vorangebracht werden, um psychische Belastungen wirksam zu reduzieren und Teilhabechancen zu sichern.
Veröffentlicht am 18. Dezember 2025