Pfusch am Leser
Das "Deutsche Ärzteblatt" informiert fahrlässig. "Im Wissenschaftsteil der PP-Ausgabe werden fachliche Themen zunehmend über oberflächliche "Google-Recherchen" behandelt, garniert mit werbenden Hinweisen auf einzelne Anbieter. Die mangelnde Qualität der Beiträge ist nicht mehr akzeptabel", kritisierte Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).Anlass ist ein Bericht des "Deutschen Ärzteblattes" in seiner PP-Ausgabe im Januar 2007 über Körpertherapien. In der Rubrik "Wissenschaft" findet sich dort eine weitgehend undifferenzierte "Internetrecherche" zur Körpertherapie, insbesondere aber mit dem herausgehobenen unkritischen Hinweis auf die "Gesellschaft für Tiefenpsychologische Körpertherapie (GTK)". Deren Begründer sitzt seit November 2006 wegen sexuellen Missbrauchs von Patientinnen in mehreren Fällen in Untersuchungshaft. "In dieser Weise unqualifiziert zu informieren, ist Pfusch am Leser", stellt BPtK-Präsident Rainer Richter fest.Qualifizierte Informationen wären bei sorgfältiger Recherche durchaus verfügbar gewesen. Das "Psychotherapeutenjournal" informierte in den Ausgaben Nr. 2 und Nr. 3 im Jahr 2006 differenziert über seriöse körperpsychotherapeutische Methoden. Nach einem kompetenten Überblick zeigte der Autor Dr. Ulfried Geuter die therapeutischen Potenziale der körperpsychotherapeutischen Methoden auf und stellte neuere Erkenntnisse der Säuglings-, Bindungs- und Hirnforschung in ihrer Bedeutung für die Psychotherapie dar. Der Beitrag im "Deutschen Ärzteblatt" belegt wieder einmal, dass eine seriöse Pressearbeit auch eine hohe fachwissenschaftliche Kompetenz in der Redaktion erfordert. "Wenn die nicht gewährleistet ist, kommt es zu solchen Pannen", urteilt der BPtK-Präsident.
Veröffentlicht am 25. Januar 2007