Posttraumatische Belastungsstörungen bei Soldaten weiter gestiegen
Wehrbeauftragter kritisiert fehlende Behandlungsmöglichkeiten
In 2015 ließen sich 235 Soldatinnen und Soldaten erstmals wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) aufgrund von Auslandseinsätzen behandeln. Damit ist die Zahl der Neuerkrankten um 15 Prozent gestiegen (2014: 204). Insgesamt wurden 1.750 Soldaten wegen einer PTBS behandelt. Der Wehrbeauftragte Dr. Hans-Peter Bartels kritisierte, dass die Behandlungsmöglichkeiten für psychisch kranke Soldaten nicht ausreichen. In den psychiatrischen Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser beständen Wartezeiten von bis zu drei Monaten. In seinem 57. Wehrbericht (BT-Drucksache 18/7250) fordert er mehr Personal.
Der Wehrbeauftragte begrüßte ausdrücklich die Kooperationsvereinbarung mit der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und die regelmäßigen Fortbildungen für Psychotherapeuten, die von den Landespsychotherapeutenkammern durchgeführt werden. Aufgrund dieser Kooperationsvereinbarung können sich psychisch kranke Soldaten auch in psychotherapeutischen Privatpraxen behandeln lassen. Damit können sie die langen Wartezeiten auf eine Behandlung in einer Praxis, die zur gesetzlichen Krankenversicherung zugelassen ist, vermeiden.
Laut einer Studie der FU Dresden begeben sich lediglich 20 Prozent der Soldaten, die im Einsatz psychisch erkranken, in Behandlung. Dr. Bartels geht daher davon aus, dass bei den traumatisierten Soldaten noch eine große Dunkelziffer bestehe. Die Entwicklung der vergangenen Jahre deute außerdem daraufhin, dass nicht nur die Anzahl, sondern auch die Schwere der Erkrankungen zugenommen habe.
Seit 2009 starben fast viermal so viele Soldaten durch Selbsttötung wie im Einsatz. Im Jahr 2015 nahmen sich 25 Soldaten das Leben und 44 unternahmen einen Suizidversuch. Die Gründe hierfür sieht der Wehrbeauftragte überwiegend im privaten Bereich. Aber auch mit der hohen psychischen Belastung durch Auslandseinsätze könne ein Zusammenhang bestehen.
Veröffentlicht am 28. Januar 2016