Psychisch kranke Menschen müssen weiterhin lange warten
ZEIT-Umfrage bei Lesern bestätigt BPtK-Umfrage bei Psychotherapeuten
Psychisch kranke Menschen müssen weiterhin monatelang auf einen ersten Termin beim niedergelassenen Psychotherapeuten warten. Das ergab eine Umfrage der Wochenzeitschrift DIEZEIT bei über 3.000 Lesern. Danach warten 34 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten sechs Monate und länger auf einen Therapieplatz, 51 Prozent bis zu drei Monate und nur 27 Prozent bis zu einem Monat. Die Leserumfrage der ZEIT bestätigt die Ergebnisse der Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) bei Psychotherapeuten aus dem Jahre 2011. Gleichzeitig zeigt sie, dass die Reform der Bedarfsplanung des Jahres 2013 das Wartezeitenproblem im Bereich der Psychotherapie nicht lösen konnte. Die Bundesregierung plant in dieser Legislaturperiode, die Wartezeit auf einen ersten Termin beim Facharzt auf einen Monat zu verringern. Die Ergebnisse der ZEIT-Umfrage zeigen, dass tatsächlich immer noch ein erheblicher politischer Handlungsbedarf besteht.
Die ZEIT-Umfrage bestätigt auch, dass die Wartezeiten auch in Großstädten meist unzumutbar lang sind: in Berlin und Hamburg warten 56 Prozent der befragten Leser bis zu drei Monate auf einen Therapieplatz, in Köln 61 Prozent und in München 68 Prozent. Zwischen 15 und 32 Prozent der Befragten warteten in diesen Großstädten sogar sechs Monate und länger.
Die ZEIT nennt die Ursache für diesen Engpass bei ambulanten psychotherapeutischen Behandlungen: Es ist die fehlerhafte Bedarfsplanung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), also der Selbstverwaltung der Ärzte, Krankenkassen und Krankenhäuser. Der G-BA ermittelte vor 15 Jahren, wie viele Psychotherapeuten damals in den Städten und Kreisen durchschnittlich arbeiteten, und erklärte diese Zahl kurzerhand zur Höchstgrenze. Dabei legte er nicht wie für andere ärztliche Fachrichtungen die Versorgungsdichte in der alten Bundesrepublik zugrunde, sondern bezog auch die neuen Bundesländer mit ein, wo wesentlich weniger Therapeuten pro Einwohner arbeiteten. Die Großstädte des Ruhrgebietes wurden gar wie Kreisstädte eingestuft. So verwundert es nicht, dass es trotz aller Reformen immer noch eine beträchtliche Unterversorgung mit ambulanter Psychotherapie gibt.
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Veröffentlicht am 29. Juli 2014