Psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verschlechtert
Demografiefaktor streicht Sitze in besonders schlecht versorgten Regionen
Der Demografiefaktor führt dazu, dass in psychotherapeutisch besonders schlecht versorgten Regionen Niederlassungsmöglichkeiten für Psychotherapeuten wegfallen. Den Demografiefaktor hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im November 2010 eingeführt. Er soll zusätzliche ambulante Versorgungsgebiete schaffen, "wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der demografische Wandel zu einer erhöhten Inanspruchnahme der Ärzte in den Planungsbereichen führt", so der G-BA zur Begründung.
Der Kreis Annaberg in Sachsen, der mit nur sieben Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner zu den zehn am schlechtesten versorgten Regionen Deutschlands gehört, wurde nun aufgrund des Demografiefaktors für die Niederlassung von Psychotherapeuten gesperrt. Damit werden gleichzeitig auch Psychotherapieplätze reduziert, die aufgrund der Mindestquote für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen vorzuhalten sind.
"Dass ausgerechnet dort Niederlassungsmöglichkeiten gestrichen werden, wo Psychotherapeuten wegen massiver Versorgungsprobleme dringend gebraucht werden, ist absurd", beklagt Peter Lehndorfer, Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
Der G-BA hatte den Demografiefaktor eingeführt, um die Zahl der ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen an die zunehmende Zahl älterer Menschen anzupassen. Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen sollte dabei nicht beeinträchtigt werden, weshalb der G-BA Kinderärzte ausdrücklich von der Regelung ausnahm.
"Der Gemeinsame Bundesausschuss verzögerte bereits die Umsetzung der 20-Prozent-Quote für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Jetzt verschlechtert er mit dem Demografiefaktor sogar deren Versorgung. Der Demografiefaktor muss daher umgehend korrigiert werden", fordert BPtK-Vorstand Lehndorfer.
Veröffentlicht am 21. März 2011