„vdek-Arztlotse“ hat gravierende Mängel
BPtK kritisiert neues Arztinformationsportal
Der Arztlotse des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) weist eine Reihe gravierender Mängel auf. Dies kritisiert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), nachdem der vdek sein neues „Arztinformationsportal“ am 19. August freischaltete. Aus Sicht des vdek ist der Arztlotse „ein flächendeckendes Ärzteverzeichnis und gibt Auskunft über niedergelassene Ärzte, Zahnärzte, Psychologische Psychotherapeuten und Notfallambulanzen im gesamten Bundesgebiet“.
Die Entwicklung des Informationsportals erfolgte im Auftrag der vdek-Mitgliedskrankenkassen: Techniker Krankenkasse (TK), Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK), KKH-Allianz, Hanseatische Krankenkasse (HEK) und hkk. Die TK beteiligt sich allerdings ausschließlich an der Arztsuche und nicht an der Bewertungsfunktion des Portals.
Die größte Mitgliedskasse BARMER GEK entschied sich hingegen für eine Kooperation mit der AOK und der Weissen Liste und damit für einen methodisch-hochwertigeren Arztnavigator.
Der vdek-Arztlotse kann zentrale Kriterien der Checkliste der „Qualitätsanforderungen für Arztbewertungsportale“ des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) nicht erfüllen. (Das ÄZQ ist eine gemeinsame Einrichtung der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für medizinische Leitlinien, Patienteninformationen, Patientensicherheit und evidenzbasierte Medizin.) Die BPtK kritisiert insbesondere folgende Mängel des vdek-Arztlotsen:
Das Internetportal erfordert keine Registrierung der Nutzer und ist damit im Gegensatz zum AOK-Arztnavigator besonders anfällig für Mehrfacheinträge und Manipulationen.
Das Portal sieht nicht vor, dass erst eine Mindestanzahl an Bewertungen gesammelt wird, ehe diese im Internet veröffentlicht werden. Angesichts der Etablierung wissenschaftlich begründeter, evidenzbasierter Behandlungsleitlinien verwundert es, dass die vdek-Krankenkassen Einzelmeinungen ein derart starkes öffentliches Forum geben. Ferner bietet der Arztlotse Freitextfelder an, die zu Diffamierungen und verzerrenden Darstellungen verleiten können, gegen die sich der bewertete Arzt oder Psychotherapeut aber kaum wehren kann. Die einzelnen Aspekte der Patientenzufriedenheit, die nach einem Schulnotensystem bewertet werden, überlappen sich stark und bieten anderen Patienten kaum Orientierungshilfe.
Die Suchfunktion des vdek-Arztlotsen bietet keine gesicherten Informationen zu Therapieschwerpunkten. Die Informationen beruhen weitgehend auf unsystematischen Selbstangaben der Ärzte, die unvollständig und nicht qualitätsgesichert sind. So wird beispielsweise ein Patient, der in Bremen einen Arzt oder Psychotherapeuten mit dem Schwerpunkt Depression sucht, auf eine Praxis in Hamburg als „nächst gelegene Behandlungsmöglichkeit“ verwiesen. Tatsächlich sind Depressionen natürlich auch für die meisten Psychotherapeuten und Psychiater in Bremen ein Behandlungsschwerpunkt.
Veröffentlicht am 23. August 2011