Zwei Drittel der Menschen mit depressiven Beschwerden bleiben ohne erforderliche Hilfe
RKI-Studie zur Inanspruchnahme psychotherapeutischer und psychiatrischer Leistungen
Psychotherapeuten oder Psychiater werden von Patienten insbesondere dann um Rat gefragt, wenn sie akute psychische Beschwerden haben. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Inanspruchnahme von Psychotherapeuten und Psychiatern in Deutschland (GEDA 2014/2015-EHIS). In Regionen mit vielen Psychotherapeuten je Einwohner suchen Menschen mit akuten depressiven Beschwerden um 15 Prozent häufiger einen Psychotherapeuten als in Regionen mit wenigen Psychotherapeuten je Einwohner. Litten sie jedoch nicht unter depressiven Beschwerden, blieb der Prozentsatz der Patienten, die zu einem Psychotherapeuten gingen, gleich niedrig (rund 5 bis 10 Prozent), unabhängig davon, ob es in der Region viele oder wenige Psychotherapeuten gab. Die RKI-Studie zeigt außerdem, dass immer noch zwei Drittel der Menschen mit depressiven Beschwerden keinen Psychotherapeuten oder Psychiater aufsuchen, obwohl zumindest eine professionelle Beratung notwendig wäre.
„Viel zu viele Menschen mit psychischen Beschwerden bekommen immer noch nicht die Beratung und Behandlung, die sie benötigen. Dies liegt daran, dass es vielerorts zu wenig Psychotherapeuten gibt“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest. „Die RKI-Studie belegt außerdem, dass psychotherapeutischer Rat vor allem dann von Menschen eingeholt wird, wenn akute psychische Beschwerden vorliegen.“ Die RKI-Studie widerspricht damit der These der Krankenkassen, wonach mehr Menschen einen Psychotherapeuten aufsuchen, wenn es mehr Psychotherapeuten gibt, auch wenn sie keine Hilfe benötigen (angebotsinduzierte Nachfrage).
Die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des Robert Koch-Instituts ist eine bundesweite Befragung der erwachsenen Bevölkerung, die regelmäßig im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchgeführt wird. In der GEDA-Studie 2014/2015 wurden die Menschen unter anderem dazu befragt, ob sie im vergangenen Jahr psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen haben. Im Fokus stand die Frage, welche sozialen, demografischen, ökonomischen und regionalen Faktoren die Inanspruchnahme beeinflussen. Die Ergebnisse wurden im Dezember 2017 veröffentlicht.
Links:
Veröffentlicht am 09. Januar 2018