Bundes-Klinik-Atlas irritiert mit Fehlinformationen zu psychischen Erkrankungen
BPtK hält Nachbesserungen für dringend erforderlich
Der neue Bundes-Klinik-Atlas soll Bürger*innen mehr Transparenz über die Qualität der Versorgungsangebote und eine direkte Vergleichbarkeit von Krankenhäusern bieten. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) kritisiert, dass die Informationen zur Behandlung von psychischen Krankheiten unvollständig und irreführend sind. Die BPtK fordert, die Leistungsbereiche im Portal auszusparen, zu denen noch keine korrekten und vollständigen Daten eingepflegt worden sind, und dies für die Nutzer*innen kenntlich zu machen.
»Der Klinik-Atlas basiert offenkundig auf unvollständigen Daten sowie ungeeigneten Bewertungsalgorithmen“, kritisiert Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK. „Für Patient*innen mit psychischen Erkrankungen ist das Portal in der aktuellen Fassung schlicht unbrauchbar.“ So werden bei der Suche nach Krankenhäusern in Deutschland, die Patient*innen mit der Diagnose Schizophrenie behandeln, ausschließlich Krankenhäuser mit bis zu 10 Behandlungsfällen pro Jahr angezeigt. Fallzahlen von größer als 3 werden dabei einheitlich als „sehr viele“ und von unter 4 als „sehr wenige“ Behandlungsfälle gewertet. Schizophrenie ist aber eine der häufigsten Diagnosen, die in psychiatrischen Fachabteilungen und Krankenhäusern stationär behandelt werden. Im Jahr 2022 waren es nach den Daten des Statistischen Bundesamtes insgesamt über 75.000 Fälle.
Auch die Suche nach Krankenhäusern mit einer psychiatrischen Fachabteilung ist unvollständig. Sie ergibt für ganz Deutschland lediglich zwei Treffer. Tatsächlich existieren in Deutschland über 400 Fachabteilungen für Allgemeinpsychiatrie. Informationen dazu, welche Daten bisher tatsächlich in den Klinik-Atlas aufgenommen wurden, fehlen jedoch auf der Webseite.
»Wenn das Bundesministerium für Gesundheit und das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) als Verantwortliche für den Bundes-Klinik-Atlas nicht riskieren wollen, dass sich Patient*innen frustriert von dem neuen Qualitätsportal abwenden, muss hier ganz schnell nachgebessert werden“, ergänzt Andrea Benecke.
»Patient*innen müssen auf der Webseite transparente Informationen dazu finden, für welche Fachrichtungen, Leistungen und Diagnosen der Bundes-Klinik-Atlas bereits nutzbar ist und verlässliche Informationen enthält. Bereiche, zu denen noch keine korrekten und vollständigen Daten eingepflegt worden sind, müssen in den Suchfunktionen so lange ausgespart werden, bis Nutzer*innen verlässliche und aussagekräftige Informationen abrufen können“, fordert Dr. Benecke.
Grundsätzlich liegen entsprechende Datengrundlagen für psychiatrische und psychosomatische Krankenhäuser und Fachabteilungen vor. In den strukturierten Qualitätsberichten veröffentlichen die Krankenhäuser jährlich Fallzahlen, Diagnosen und Personalausstattung sowie die Einhaltung der Personalanforderungen der Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-Richtlinie) des Gemeinsamen Bundesausschusses.
Veröffentlicht am 29. Mai 2024