Deutscher Suchtkongress 2025: Stigmatisierung beenden, Versorgung erleichtern
BPtK fordert evidenzbasierte Suchtpolitik und niedrigschwelligen Zugang für Betroffene
Anlässlich des heutigen Deutschen Suchtkongresses 2025 in Berlin fordert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) mehr Engagement gegen die Stigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen und eine konsequent evidenzbasierte Suchtpolitik.
»Suchterkrankungen sind keine Charakterschwäche, sondern komplexe Krankheiten. Die Stigmatisierung von Suchterkrankungen stellt eine der größten Barrieren beim Zugang zu einer wissenschaftlich fundierten Versorgung dar“, betont Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK, zum Auftakt der Veranstaltung.
»Viele suchen aus Scham oder Angst vor Ausgrenzung keine Hilfe. Die Stigmatisierung von Suchterkrankungen ist stärker ausgeprägt als bei anderen psychischen Erkrankungen und weit verbreitet“, so die BPtK-Präsidentin. „Nur wenn wir sie überwinden, können wir Betroffene möglichst frühzeitig erreichen.“
Mit der von führenden Verbänden getragenen Entstigmatisierungskampagne „Open Hearts – Open Minds“ wird dieses Thema in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte gerückt. Die Kampagne fordert unter anderem einen vorurteilsfreien Umgang mit suchtkranken Menschen, eine faire mediale Darstellung des Themas Sucht und die Sichtbarkeit von Genesungsgeschichten.
»Zugleich müssen weiterhin bestehende Hürden in der psychotherapeutischen Versorgung dringend abgebaut werden“, fordert Dr. Benecke. Die Psychotherapie-Richtlinie verlangt bei Abhängigkeitserkrankungen nach wie vor den Nachweis von Abstinenz innerhalb einer bestimmten Frist. „Diese starre Regelung widerspricht dem Stand der Forschung und schließt insbesondere die Patient*innen von einer angemessenen Versorgung aus, die besonders schwer erkrankt sind. Stattdessen brauchen wir Regelungen, die einen niedrigschwelligen Zugang zur Versorgung ermöglichen und sich an individuellen Lebenslagen orientieren“, fordert Dr. Benecke.
Dass Psychotherapie bei Suchterkrankungen wirkt, ist wissenschaftlich gut belegt. Eine psychotherapeutische Behandlung reduziert das Risiko für Rückfälle, verbessert die Krankheitsbewältigung und steigert die Lebensqualität Betroffener nachhaltig.
Damit dies gelingt, müssen aber ausreichende Ressourcen bereitgestellt und die bisherige Suchtpolitik neu aufgestellt werden: mit einer effektiven Regulierung von Suchtstoffen, mit der Behebung vorhandener Hürden in der psychotherapeutischen Versorgung und mit einer konsequenten Entstigmatisierung von Suchterkrankungen in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Veröffentlicht am 22. September 2025