"Selbstmord im Alter"
Depression im Alter häufig übersehen
In Deutschland sterben doppelt so viele Menschen an Suizid (2005: 10.260) wie im Straßenverkehr (2005: 5.361). Jeder dritte Selbstmord wird von einem über 65 Jahre alten Menschen begangen.
"Der häufige Freitod älterer Menschen ist auch das Ergebnis von Versorgungsproblemen im deutschen Gesundheitssystem", kritisierte Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), anlässlich des diesjährigen "Internationalen Weltgesundheitstages" am 10. Oktober 2006.
Die über 65jährigen in Deutschland stellen weniger als 20 Prozent der Bevölkerung dar. Sie begehen aber ein Drittel der Suizide. "Eine der Ursachen sind Depressionen, die im höheren Lebensalter zu den häufigsten psychischen Störungen gehören", erklärte BPtK-Präsident Rainer Richter. Fünf Prozent der über 65jährigen in Deutschland haben eine behandlungsbedürftige Depression und damit eine psychische Störung, die häufig mit Suizid endet.
Depressionen werden oft durch körperliche Erkrankungen überlagert. "Antriebslosigkeit, Verlust von Gefühlen und Hoffnungslosigkeit werden als Alterserscheinung abgetan", berichtet Rainer Richter. Mangelnde Kenntnisse bei Ärzten und Pflegepersonal führten dazu, dass psychische Erkrankungen im Alter nicht erkannt und angemessen behandelt würden. "Immer noch werden zu häufig Beruhigungsmittel verordnet, von denen bekannt ist, dass sie im Zusammenhang mit vermehrten Stürzen und anderen Komplikationen stehen."
Wichtig wären vor allem präventive Maßnahmen, die sozialen Rückzug und damit Isolation bei älteren Menschen verhindern sowie die emotionale Erlebnisfähigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit erhalten oder fördern.
Veröffentlicht am 09. Oktober 2006