Versorgung psychisch Kranker auf dem Land katastrophal schlecht
World Mental Health Day 2011 fordert Investitionsschub für psychische Gesundheit
Berlin, 7. Oktober 2011: Die Versorgung psychisch kranker Menschen ist in den ländlichen Regionen Deutschlands katastrophal schlecht. Nach den derzeitigen Regelungen reichen auf dem Land angeblich vier Psychotherapeuten aus, um durchschnittlich rund 100.000 Menschen zu versorgen. Circa 26 Prozent der Menschen auf dem Land leiden jedoch innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Würden diese Menschen eine leitliniengerechte und wohnortnahe Versorgung verlangen, blieben jedem Psychotherapeuten pro Patient nur wenige Minuten für eine komplette Behandlung. Dabei dauert schon eine psychotherapeutische Kurzzeittherapie bis zu 25 Stunden à 50 Minuten und häufig sind deutlich längere Behandlungen notwendig.
Der Bedarf an psychotherapeutischen Behandlungen ist grob falsch berechnet. Psychische Erkrankungen sind auf dem Land nicht neunmal seltener als in der Großstadt. Dennoch dürfen sich in einer Großstadt 38,8 Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner niederlassen, auf dem Land sind es jedoch nur 4,3 Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner. Aus diesem Grund haben Psychotherapeuten auf dem Land überdurchschnittlich lange Wartezeiten, in Ost-Mecklenburg z. B. 28 Wochen. Das ist mehr als doppelt so lang wie im Bundesdurchschnitt (12,5 Wochen) und mehr als siebenmal so lang wie therapeutisch vertretbar. Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert, die Wartezeiten bei niedergelassenen Psychotherapeuten auf höchstens drei Wochen zu verkürzen. Um das zu erreichen, muss die Zahl der niedergelassenen Psychotherapeuten deutlich erhöht werden.
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Veröffentlicht am 07. Oktober 2011