Zu viel berufliche Flexibilität macht psychisch krank
AOK: Weiterer Anstieg der psychischen Erkrankungen bei Arbeitnehmern
Viele Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich durch immer längere Arbeitswege, ständige Erreichbarkeit und Überstunden überlastet. Nach einer Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist dies mit psychischen Beschwerden verbunden.
Inzwischen hat fast jeder zweite Beschäftigte mit seinem Arbeitgeber eine Absprache, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein. Mehr als jeder Dritte hat dienstliche Anrufe oder E-Mails auch außerhalb der Arbeitszeit erhalten oder Überstunden geleistet. Nahezu jeder achte Beschäftigte gibt an, dass er Probleme mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit hat. Diese Arbeitnehmer berichten deutlich häufiger als andere über psychische Beschwerden wie Erschöpfung, Niedergeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Die betrieblichen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen waren nach einer Auswertung des WIdO bei Berufspendlern erhöht und nahmen mit der Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu. Pendler mit großen Strecken unterliegen einem um 20 Prozent höheren Risiko, psychische Symptome zu entwickeln.
Flexible Arbeitswelten bieten die Chance, Beruf und Privatleben besser aufeinander abzustimmen. Allerdings ist es wichtig, dabei zu beachten, dass Grenzen der psychischen Belastbarkeit nicht überschritten werden.
Die AOK hat gestern den Fehlzeitenreport 2012 vorgestellt. Danach entfielen im Jahr 2011 9,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage von AOK-Versicherten auf psychische Erkrankungen. 2010 waren es noch 9,3 Prozent gewesen. Der Anteil der psychischen Erkrankungen an den betrieblichen Fehltagen hat in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen.
Veröffentlicht am 17. August 2012