Stärker qualitativ gestalten - BPtK zum GKV-Finanzierungsgesetz

Paritätische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten

Psychisch kranke Menschen bleiben häufig unbehandelt. "Wer eine psychotherapeutische Behandlung benötigt, muss monatelang auf einen Behandlungsplatz warten", kritisiert Richter. "Bei körperlich kranken Menschen wäre eine solch gravierende Unterversorgung ein gesundheitspolitischer Skandal."

Hausarztversorgung an Leitlinien messen. Eine höhere Vergütung der Hausärzte verbessert noch nicht die Gesundheitsversorgung. Um die Behandlung von kranken Menschen tatsächlich zu verbessern, muss insbesondere die Abstimmung zwischen Haus- und Fachärzten optimiert werden. Die BPtK fordert, die Hausarztverträge an evidenzbasierte Leitlinien und Qualitätsmanagementsysteme zu koppeln und verbindliche Kooperationsstrukturen für eine multiprofessionelle, präventiv-orientierte Versorgung vorzugeben. "Die Diskussionen drehen sich viel zu sehr darum, wer wie viel Geld für welche Leistungen erhält", kritisiert BPtK-Präsident Richter. "Für die Zukunft ist zentral, das deutsche Gesundheitssystem auf die Versorgung von multimorbiden und chronisch kranken Menschen auszurichten."

Kinder und Jugendliche dürfen keine schlechten Risiken werden. Ein gesetzgeberischer Fehler in der Konzeption des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) führt zu einer grundsätzlichen Benachteiligung von Erkrankungen, die nur in Kindheit und Jugend auftreten. Die überdurchschnittlichen Behandlungskosten von Kindern mit einem Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) werden ab 2011 nicht mehr durch den Morbi-RSA abgedeckt. Statt einer erhöhten ADHS-Zuweisung von 1.335 Euro jährlich erhalten die Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds dann nur noch eine Grundpauschale von 1.052 Euro. "Mit dieser Entscheidung stehen sämtliche innovativen Modelle und Verträge für eine bessere Behandlung von ADHS-Kindern auf der Kippe", stellt BPtK-Präsident Richter fest. "Das muss in dieser Gesundheitsreform noch dringend korrigiert werden."

Veröffentlicht am 10. September 2010