Kein Kind zurücklassen – Pandemie als Verstärker sozialer Ungleichheiten
Leopoldina zu den psychosozialen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat die Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen erheblich einschränkt. Die Pandemie wirkte dabei als Verstärker sozialer Ungleichheiten. Knappe Ressourcen, wie zum Beispiel das Einkommen und die Bildung der Eltern, erhöhten die Wahrscheinlichkeit negativer Auswirkungen. Dies stellt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in ihrer 8. Ad-hoc-Stellungnahme zu „Kindern und Jugendlichen in der Coronavirus-Pandemie“ vom 21. Juni 2021 fest. Die größte Wissenschaftsakademie in Deutschland fordert darin umfangreiche Maßnahmen, um die pandemiebedingten Defizite auszugleichen. Dabei gehe es darum, dass die Situation von Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie „besser als vorher“ sei.
Psychische Störungen, einschließlich Substanzmissbrauch und Selbstverletzung, verursachten nach der Leopoldina-Stellungnahme mit rund 220.000 „verlorenen gesunden Lebensjahren“ (DALYs) die höchste Krankheitslast im Kindes- und Jugendalter (5 bis 19 Jahre) im Jahr 2019. Bereits vor der Pandemie habe es Hinweise auf ungenügende psychotherapeutische Behandlungsangebote gegeben. Nach der Pandemie sollte man auf einen erhöhten Versorgungsbedarf für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen vorbereitet sein. Die Leopoldina-Wissenschaftler*innen fordern deshalb, in Kitas und Schulen ein Frühwarnsystem für psychische Probleme zu schaffen. Um Depressionen und Angststörungen vorzubeugen, seien regelmäßige Sportaktivitäten, Psychoedukation zu Schlafhygiene und eine gesunde Ernährung erforderlich. Schließlich sei ein Ausbau evidenzbasierter Maßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Therapie psychischer Störungen des Kindes- und Jugendalters anzustreben. Insbesondere solle „die Wartefrist auf einen Therapieplatz verkürzt werden“.
Die Stellungnahme der Leopoldina können Sie hier nachlesen.
Veröffentlicht am 25. Juni 2021