Psychische Belastungen führen häufig zu Schlafstörungen
DAK Gesundheitsreport 2010
Rund vier Millionen Deutsche leiden unter schweren Schlafstörungen und sind dadurch im Alltag beeinträchtigt. Das ist ein zentrales Ergebnis des Gesundheitsreport 2010 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK).
Den meisten Menschen rauben psychische Belastungen und Stress die Nachtruhe: Sie nehmen den Leistungsdruck oder die Angst um den Arbeitsplatz mit ins Bett. Laut DAK-Befragung bringen 40 Prozent der Menschen mit Schlafproblemen dies mit Stress und Belastungen in Zusammenhang. 24 Prozent der Schlafgestörten gaben an, wegen Sorgen, Ängsten oder Grübeln nicht zur Ruhe zu kommen.
Eine Analyse der ambulanten ärztlichen Diagnosen zeigt, dass bei insgesamt 3,4 Prozent der erwerbstätigen DAK-Versicherten eine Schlafstörung diagnostiziert wurde. Diese führt zwar selten zu Fehltagen am Arbeitsplatz (durchschnittlich 0,3 Fälle von Arbeitsunfähigkeit je 100 Versicherte im Jahr), aber häufig zu eingeschränkter Arbeitsfähigkeit. Fast zehn Prozent der Befragten mit Schlafproblemen gab an, dass sie oft den Drang verspürten, am Arbeitsplatz einzuschlafen. Von den Befragten mit hochgradigen Schlafproblemen war dies sogar fast jeder Fünfte.
Rund vier Prozent aller DAK-Versicherten erhielten ein Schlafmittel verordnet. Eine detaillierte Analyse dieser Verordnungsdaten zeigt, dass mit dem Alter der Patienten auch der Anteil an Langzeitverordnungen (> 30 Tageseinheiten) steigt. 13 Prozent der Personen zwischen 60 und 65 Jahren erhielten 2008 mehr als 180 Tageseinheiten eines Schlafmittels. Dies ist angesichts des Gewöhnungs- und/oder Abhängigkeitspotenzials bei diesen Medikamenten höchst problematisch. Von den Befragten, die in den letzten drei Monaten ein Schlafmittel einnahmen, berichteten rund 60 Prozent, dies schon seit mindestens einem Jahr zu tun.
Experten sprechen sich für eine Intensivierung der zielgruppenspezifischen Aufklärung und Beratung über Schlafstörungen aus. Leitlinien sowie strukturierte Behandlungsprogramme können die Qualität der Diagnostik und Therapie verbessern. Die Bundespsychotherapeutenkammer hält insbesondere eine bessere Aufklärung über nicht-medikamentöse Therapien für dringend notwendig. Darüber hinaus wird häufig übersehen, dass Schlafstörungen oft psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Generalisierte Angststörungen, zugrunde liegen. Eine isolierte Behandlung der Schlafstörungen führt in diesen Fällen am eigentlichen Problem vorbei.
Schlafstörungen gehören in den westlichen Industrienationen zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden, meist ist dies eine chronische Insomnie. Diese unterscheidet sich von "normalen" Schlafproblemen vor allem durch die Dauer (mind. sechs Monate mit regelmäßig auftretenden Ein-/oder Durchschlafstörungen) und vor allem Schläfrigkeit, Energielosigkeit oder Konzentrationsstörungen, die daraus tagsüber resultieren. Nach epidemiologischen Untersuchungen sind in westlichen Industriestaaten ca. zehn bis 20 Prozent der Menschen von chronischen Schlafstörungen betroffen. Etwa fünf Prozent leiden an einer schwer ausgeprägten Insomnie.
Eine von der DAK durchgeführte Telefonumfrage mit 3.000 Personen zwischen 35 und 65 Jahren ergab, dass jeder Zweite der Befragten gelegentlich auftretende Ein- oder Durchschlafstörungen kennt. Ähnlich wie in epidemiologischen Untersuchungen gaben knapp zehn Prozent der Befragten an, unter starken Schlafproblemen zu leiden (Tab. 1).
Der Anteil der Personen mit Schlafproblemen war bei Schichtarbeitern erhöht, von denen ein Drittel unter hochgradigen Schlafproblemen litt. Nur knapp 30 Prozent der Menschen mit hochgradigen Schlafproblemen gaben wiederum an, deswegen schon einmal ärztliche Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Dabei spielen neben der Tendenz zu schneller medikamentöser Soforthilfe bzw. Alkoholkonsum sicherlich auch mangelnde Kenntnisse über psychotherapeutische Behandlungsalternativen oder auch Ängste vor Stigmatisierung eine Rolle. Andererseits werden Schlafstörungen in der ärztlichen Routinepraxis zu selten thematisiert oder genauer erfragt.
Veröffentlicht am 24. Februar 2010