Digitalisierung
Delegiertenworkshop zu Künstlicher Intelligenz in der psychotherapeutischen Versorgung
Im Rahmen ihres Projekts „Digitale Agenda 2030“ hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) am 2. Oktober 2025, moderiert von Vizepräsidentin Sabine Maur, einen Delegiertenworkshop zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Psychotherapie“ durchgeführt.
BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke betonte zur Eröffnung der Veranstaltung, dass KI die Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens grundlegend verändere und der Profession akuten Handlungsbedarf abverlange. Ziel müsse eine Regulierung sein, bei der ethische Kriterien berücksichtigt werden.
Prof. Dr. Markus Langer von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg benannte in seinem Vortrag die Potenziale Künstlicher Intelligenz für die psychotherapeutische Versorgung, insbesondere mit Blick auf administrative Aufgaben, das Generieren von Inhalten, Feedback- und Supervisionstools, Tools zur Entscheidungsunterstützung und vollautonome Versorgungsoptionen.
Dr. Nils Schweingruber, Geschäftsführer der IDM (Innovative Digitale Medizin) GmbH, stellte anschließend konkrete KI-gestützte Tools für den Einsatz in der medizinischen Versorgung vor. Sein Plädoyer: Um KI verantwortlich in der Versorgung einsetzen zu können, müssen insbesondere datenschutzrechtliche Aspekte mitbedacht werden.
Dr. Verena Benz, Bereichsleiterin für Health & Pharma bei bitkom, stellte aus der Perspektive der Industrie dar, welchen Stellenwert Künstliche Intelligenz in Zukunft in der Gesundheitsversorgung einnehmen wird. Anhand von Befragungsdaten zeigte sie auf, dass eine KI-gestützte Versorgung bei Patient*innen insbesondere dann eine hohe Akzeptanz erfahre, wenn sie zur Unterstützung der Behandelnden herangezogen werde. Gleichzeitig wünschten sich viele Nutzer*innen eine strenge Regulierung von KI in der Medizin, so Benz.
Über die Nutzung von KI-gesteuerten sozialen Medien und deren Auswirkungen insbesondere auf Kinder und Jugendliche berichtete Prof. Dr. Johanna Löchner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie zeigte auf, dass Social Media und Gaming aus der Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind und mit der Nutzung sowohl Vor- als auch Nachteile verbunden sein können. Die wissenschaftliche Befundlage sei teilweise nicht eindeutig, weshalb mehr Forschung, insbesondere mehr Längsschnittstudien benötigt würden. Es bedürfe eines differenzierten und verantwortungsbewussten Umgangs mit Social Media und Gaming seitens der Eltern, Lehrkräfte und auch der Politik.
Prof. Dr. Silja Samerksi erläuterte, welche sozialen und kulturellen Folgen KI-Anwendungen im Gesundheitswesen haben. Dabei hob sie die zentrale Bedeutung des unmittelbaren persönlichen Kontakts in zwischenmenschlichen Beziehungen hervor.
Natasha Mutebi, sozialwissenschaftliche Leiterin am Parliamentary Office of Science and Technology (POST), UK, beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit ethischen Bedenken, die bei der Regulierung von KI-gestützten Anwendungen Berücksichtigung finden sollten. Dazu gehörten beispielsweise eine mögliche Gefährdung der Öffentlichkeit, das Fortbestehen von Vorurteilen, Aspekte des Datenschutzes und der Privatsphäre sowie Fragen der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Haftung.
Andreas Propp, Jurist bei Dierks + Company, schloss die Runde mit einem Überblick über die aktuell bestehende Regulation und die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI-Anwendungen im Gesundheitswesen. Er beleuchtete die einzuhaltenden gesetzlichen Regelungen bei der Nutzung von KI im Praxisalltag. Beachtet werden müsse insbesondere die Datenschutzgrundverordnung, der AI Act der EU (KI-Verordnung), die Medizinprodukteverordnung (MDR) und berufsrechtlichen Grenzen. Wichtig sei, dass der Grundsatz der persönlichen Leistungserbringung berücksichtigt wird. Rund 90 Delegierte waren dem Workshop online zugeschaltet und sorgten für eine lebhafte Diskussion mit den eingeladenen Expert*innen.
Veröffentlicht am 16. Dezember 2025