Editorial
Liebe Leser*innen,
ein politisch bewegendes Jahr neigt sich dem Ende zu. Im Mittelpunkt gesundheitspolitischer Debatten stand in den vergangenen Monaten insbesondere das BEEP-Gesetz – zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege. Ein Gesetz, das mit Schattenseiten und Lichtblicken verbunden ist.
Zwar hat die Politik den dringenden Handlungsbedarf bei der Finanzierung der Weiterbildung erkannt und eine Regelung für die Finanzierung der Weiterbildung in Ambulanzen verabschiedet. Diese löst das Problem der unzureichenden Finanzierung aber nur partiell und ist auf keinen Fall ausreichend. Denn leider wurde die Finanzierung der Weiterbildung in den Ambulanzen nur unzureichend geregelt und der Finanzierungsbedarf in Praxen, Medizinischen Versorgungszentren und Kliniken, die Psychotherapeut*innen weiterbilden möchten, gar nicht berücksichtigt. Mit dem BEEP wurde aber erneut deutlich, unter welch enormem Druck unser Gesundheitswesen steht. Der wachsende Sparzwang nötigt die Politik, Maßnahmen zu ergreifen, um einen weiteren dramatischen Anstieg der GKV-Beiträge zu verhindern. Gleichzeitig wurde mit dem BEEP der Datenschutz in der ePA grundlegend verbessert: Mit hoher Priorität hatte sich die BPtK dafür eingesetzt, dass die Befüllungspflicht entfällt, wenn dem erhebliche therapeutische Gründe, die Rechte Dritter oder gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung bei unter 15-Jährigen entgegenstehen. Nicht nur diese Regelung wurde in das BEEP aufgenommen, sondern auch dass nur die Versicherten selbst Zugriff auf die automatisch in die ePA eingestellten Abrechnungsdaten haben, nicht aber die Behandelnden. Ein wichtiger Meilenstein.
Parallel sammelt die Finanzkommission Gesundheit Vorschläge aus der Verbändelandschaft. Die Spannungen in der Gesundheitspolitik werden spürbar größer: zwischen Absicherung und Innovation, kurzfristigen Haushaltszwängen und langfristiger Versorgungsverantwortung, berechtigtem Wunsch nach Stabilität und dringendem Bedarf an Modernisierung. Gerade jetzt braucht es einen politischen Durchbruch, eine Reform, die das Ganze in den Blick nimmt: eine nachhaltige und stabile Finanzierung, den konsequenten Ausbau von Prävention, eine gerechte und verlässlich erreichbare Versorgung nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land. Eine Reform, die Fachkräftesicherheit schafft, die Zusammenarbeit der Versorgungsbereiche verbessert und die Digitalisierung endlich so voranbringt, dass sie Patient*innen, Leistungserbringer*innen und Gesundheitsverwaltung spürbar entlastet, statt neue Hürden aufzubauen.
Es steht viel auf dem Spiel. Gesundheit – körperlich wie psychisch – ist Teilhabe, ist Lebensqualität und sie hilft, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern. Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch die aktuellen politischen Debatten und sie prägte auch den 47. Deutschen Psychotherapeutentag. Wir berichten über die großen Linien und die feinen Nuancen, über eine bessere Versorgung von Kindern und Jugendlichen, über den Handlungsdruck in der stationären Psychotherapie, über die Frage, wie Künstliche Intelligenz die Psychotherapie verändert. Sie erfahren, welche Fortschritte bei der elektronischen Patientenakte erzielt wurden, wo die Weiterbildung steht und wie wir in herausfordernden Zeiten gemeinsam die Psychosoziale Notfallversorgung sichern können.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre.
Herzlichst
Ihre Dr. Andrea Benecke
Veröffentlicht am 16. Dezember 2025